Senioren im Abseits
- Markus Waldner
- 5. Apr. 2014
- 2 Min. Lesezeit
Den Medien konnten in den letzten Wochen zahlreiche Meldungen über die Senioren-Tagesstätte in St. Gabriel entnommen werden. Mal hieß es, das Hilfswerk benötige mehr finanzielle Mittel, dann schien der Fortbestand der Tagesstätte gesichert, nun aber – plötzlich und vollkommen überraschend – wurde die Tagesstätte, ohne Einhaltung jeglicher Kündigungsfristen, doch geschlossen.
Zuerst klagloser Betrieb der Tagesstätte
Diese für die Gesellschaft und vor allem für unsere älteren MitbürgerInnen so wichtige Einrichtung wurde in den 1990er Jahren von der damaligen Landeshauptmann-Stellvertreterin Liese Prokop gegründet. Diese Maria Enzersdorfer Politikerin wurde durch ihr Engagement nicht nur von mir, sondern auch von der Bevölkerung hoch geschätzt. Mit dem Betrieb der Tagesstätte wurde das ÖVP-nahe Hilfswerk betraut, fast 20 Jahre funktionierte alles klaglos. Die Förderungen passten und die Angestellten des Hilfswerks engagierten sich im Sinne von Liese Prokop für die Senioren.
Vor den Wahlen alles paletti, nach den Wahlen der Schock
Es ist ja nicht grundsätzlich böse oder schlecht, wenn eine parteinahe Organisation Sozialdienste anbietet, auffällig jedoch ist, dass die Alarmglocken des Hilfswerks aufgrund des angehäuften Minus´ der Tagesstätte von fast 200.000 Euro erst geläutet haben, als die Landtags- und Nationalratswahlen vorüber waren. Dieses Defizit ist über einen Zeitraum von etwa fünf Jahren entstanden und durfte wahrscheinlich nicht offengelegt werden, solange Pröll, Spindelegger und Co. um Stimmen kämpften. Fakt ist, dass aufgrund der Verschleppungen nun jede Hilfe zu spät kam, obwohl von engagierten Betroffenen und deren Angehörigen rund um Elisabeth Harrasser-Unger spontan ein Förderverein gegründet worden war, der in kürzester Zeit beträchtliche Geldmittel sammelte, eine deutliche Mietreduktion für die Räumlichkeiten erreichte, u.v.m. Die Gemeinde sagte ebenfalls mittels Dringlichkeitsantrag im Gemeinderat eine Unterstützung von € 10.000 zu, mit der Auflage, dass dieses Geld nur unter Garantie des Fortbestands der Tagesstätte ausgezahlt würde. Wir AKTIVE waren da bereits sehr skeptisch, verlangten Transparenz und einen Finanzplan.
Keine Alternativen?
Sowohl wir parteiunabhängige AKTIVE als auch die GRÜNEN haben in weiser Voraussicht verlangt, Alternativen zum Hilfswerk als Betreiber zu prüfen. Gespräche mit Caritas, Volkshilfe und anderen möglichen Trägern hätten längst geführt werden müssen, denn auch beim beliebten „Kindertreff“ (Kleinkindergarten), wo ebenfalls das Hilfswerk verantwortlich zeichnet, gab es Turbulenzen um die Finanzierung, weil „Horror“-Defizite auftauchten. Da stellt sich grundsätzlich die Frage: Ist das NÖ Hilfswerk überhaupt noch in der Lage, Einrichtungen wie diese zu betreiben und warum werden keine nachhaltigen Finanzpläne erstellt?
Die Rolle der ÖVP
Jedenfalls kann und soll die ÖVP nicht aus ihrer Verantwortung für ihre parteinahe Organisation entlassen werden. Nur so viel: Das hätte es zu Lebzeiten von Liese Prokop nicht gegeben! Unsere Senioren von einer Woche auf die andere vor vollendete Tatsachen zu stellen, die vereinbarte Kündigungsfrist nicht einzuhalten und sich nahezu über Nacht „aus dem Staub zu machen“. Und auch seitens unserer Orts-ÖVP ist kein tatkräftiges Engagement für die Zukunft der Tagesstätte bzw. deren Wiederbelebung zu erkennen. Uns AKTIVEn liegen unsere Maria Enzersdorfer Seniorinnen und Senioren jedenfalls am Herzen.
Andreas Stöhr